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Berlin, 8. Mai 1945 – Bagdad, 9. April 2003:

Ohne Befreiung keine Revolution

 

Redebeiträge

 

Liberation Day Rally 2003

Demonstration zum 58. Jahrestag der

Niederschlagung des Nazi-Faschismus

 

Nach der Befreiung Bagdads sind die Deutschen aller „Politiken“, „Praxen“ und „Kulturen“ ein wenig aus dem Gleichschritt geraten – und das, nachdem der Krieg so vielversprechend angefangen hatte, vorausgesetzt man glaubte, CNN und BBC sendeten nur Propaganda. Aber nicht einmal auf den Informationsminister Sahaf ist noch Verlaß, den die Deutschen so in ihr Herz geschlossen haben, weil er so unverwechselbar deutsch das Offensichtliche dann noch leugnete, als ein amerikanischer Panzer gut sichtbar hinter ihm anhielt: Das erinnerte sie an die Aufrufe der letzten April-Tage 1945, als der Führer sich schon nach Walhalla verabschiedet hatte, während aus seinem Bunker noch Durchhalteparolen gesendet wurden, und an sie selbst, die gar nicht glauben mochten, daß es vorbei war.

Nun machen die Deutschen wieder einmal die unschöne Erfahrung, auf der Seite der Verlierer zu stehen, und mit ihnen alle, die der irakischen Bevölkerung lieber weitere dreißig Jahre Faschismus an den Hals wünschten. Daß von links bis rechts in Deutschland am 9. April 2003 Zeter und Mordio geschrieen wurde, als sich das irakische Regime in Luft auflöste und die Bevölkerung ihre Befreiung feierte, zeigt einmal mehr, wie wenig die Deutschen den 8. Mai 1945 als Befreiung empfunden haben. In ihrem Bewußtsein bleibt dieser Tag nur eines: eine Niederlage. Die Deutschen hatten bis zuletzt gekämpft, weil sie die Rache für ihre Verbrechen fürchteten, eine Rache, die ausblieb, aber sie dennoch bis heute umtreibt. Befreiung war der 8. Mai nur für die wenigen, die Illegalität und Konzentrationslager überlebt hatten.

Bei allem, was sich die Baath-Partei am Nazi-Regime abgeguckt hatte: ihre Herrschaft blieb eine Diktatur, ein Regime der Minderheit; deswegen konnte die Bevölkerung den Einmarsch der US-Truppen auch als Befreiung begreifen. Der 8. Mai 1945 war den Deutschen hingegen der Tag, an dem das Martyrium der Besatzung seinen Anfang nahm. Deswegen wünschten sie sich auch, daß sich Bagdad für Briten und Amerikaner zu einem Stalingrad verwandeln möge, weil sie nicht nur Rache fürchten, sondern nach Jahrzehnten der unfreiwilligen außenpolitischen Beschränkungen selbst auf Rache sinnen für die Schmach des 8. Mai. Doch vorerst bleibt es bei dieser fiesen Mischung aus Neid, Pedanterie und Katastrophensehnsucht, Deutschland und seine Verbündeten haben noch nicht die militärischen Mittel, der Welt zu zeigen, was ein echter deutscher Frieden ist.

Wer sich am 1. Mai auf keiner Demo zuhause fühlt, auf der zwar die Solidarität mit Israel propagiert, aber zugleich gegen einen Krieg protestiert wird, der die Sicherheit Israels zumindest vorläufig auf einem höheren Niveau garantiert als jeder „israelsolidarische Block“ ausgerechnet auf einer 1. Mai-Demo es je vermöchte; wer sich an keinem Aufmarsch beteiligen will, auf dem die „soziale Frage“, deren Antwort hierzulande immer „Volksgemeinschaft“ heißt, gestellt wird, anstatt als die ultimative Voraussetzung für die Umwälzung die Abschaffung Deutschlands und die Entmachtung seiner Verbündeten zu benennen; wer nicht bereit ist, mit seiner Teilnahme an solchen Veranstaltungen den Opferwahn derer zu legitimieren, die sich wahlweise als Marionetten irgendwelcher „Player“ oder Spielfiguren eines „Games“ betrachten – diese wenigen also, denen das ganze Abgrenzungsgetue der 1. Mai-Veranstalter eigentlich galt, obwohl sie sich weder an der einen noch der anderen Demo zu beteiligen gedachten, seien hiermit eingeladen zur antifaschistischen und antideutschen Liberation Day Rally am 8. Mai 2003.

Lange nicht mehr war der 8. Mai ein Tag, an dem zu öffentlichen Freudenkundgebungen Anlaß gewesen wäre. Das ist in diesem Jahr anders: Das Bild des Friedenskanzlers am 9. April, wie er mit Grabesstimme seine Freude über das Ende des Baath-Regimes zum Ausdruck bringen mußte, und doch nur die eine Botschaft verkündete: Deutschland hat eine Niederlage erlitten, ist geradezu eine Aufforderung, Salz in die offene Wunde zu streuen. Das Ende eines der widerlichsten Regimes der Gegenwart ist Grund zur Freude und die plündernden und jubelnden Massen von Bagdad, die den Deutschen aller Lager gleichermaßen Entsetzen einjagte, laden zum Feiern ein. Und nicht zuletzt die zigte Wiederauflage der deutschen Friedensbewegung, dieses abstruse Generationenbündnis aus Dummheit, Unvermögen und Unbelehrbarkeit, sowie das unstillbare Verlangen der Linken, immer dabei sein zu müssen, haben – neben allen anderen – auch komische Momente, die der Würdigung harren.

Deswegen rufen wir alle, die sich mit der irakischen Bevölkerung gefreut, alle, die über den Kanzler gelacht, und alle, die darauf gewartet haben, für etwas besseres als deutsche Friedenssehnsucht und „soziale Frage“ auf die Straße zu gehen, dazu auf, am 8. Mai denen zu danken, die den Nazi-Faschismus niedergeschlagen haben, und auf dieses Datum anzustoßen. Die Demonstration führt vom Bebelplatz, auf dem sich Deutschland vor 70 Jahren im demonstrativen Akt der Bücherverbrennung öffentlich von der Zivilisation verabschiedete, zu den Botschaften der Staaten der ehemaligen Anti-Hitler-Koalition, die mit Beiträgen kritisch gewürdigt werden.

 

Liberation Day Rally 2003

Donnerstag, 8. Mai, 18:00 Uhr

Bebelplatz Berlin

 

Berliner Bündnis gegen IG Farben, Antideutsche Kommunistinnen Berlin, Redaktion Bahamas

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