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Vortrag und Diskussion in Leipzig

Donnerstag den 24. Juli 2014, um 19:00 Uhr
Universität Leipzig (HSG), Hörsaal 2

Recep Tayyip Erdogan

Der Führer, der keinen anderen Herrn kennt als das Volk

Mit Justus Wertmüller

Vor der Wahlkampfkundgebung Recep Tayyip Erdogans und den zeitgleich stattfindenden Gegendemonstrationen am 24.5.14 in Köln erfuhr man aus Presse und Politik, dass es gefährlich für den inneren Frieden sei, wenn die innenpo­litischen Probleme eines anderen Landes in Deutschland ausgetragen würden. Dass Erdogans Jubeltürken genauso zum festen Bestandteil der deutschen Verhältnisse gehören wie seine politischen Gegner, interessiert genauso wenig wie der Umstand, dass die Islamisierung türkischer Einwanderer seit Jahrzehnten von deutscher Innen- wie Außenpolitik munter vorangetrieben werden.

Der „Führer", wie Erdogan von seinen Anhängern genannt wird, demonstriert nur, wie charismatische Herrschaft funktioniert. Ihr oberstes Prinzip – da sind sich der Türken- und der Russenführer sehr ähnlich – ist die Frechheit, und von der Frechheit beseelt sind ihre Anhänger. Nach innen wird das bisschen Rechtsstaatlichkeit, das es sogar in der Türkei gab, öffentlich verhöhnt und kassiert, nach außen zeigt man selbstbewusst den Stinkefinger. In der Türkei finden mehr als 50 Prozent der Bevölkerung nichts dabei, dass ihr Führer den casus belli mit Syrien durch eine Geheimdienstinszenierung herbeiführen wollte oder dass er und die Seinen sich schamlos bereichern. Man identifiziert sich mit dem Großmaul, das zum Helden avanciert, je mehr er offensichtlich ungehindert Fakten schafft. Die alten Vorbehalte gegen die von Erdogan entmachtete kemalistische Elite sind nur teilweise handlungsleitend. So korrupt und autoritär diese Kreise auch waren, gehasst hat man an ihnen, dass sie, wie verzerrt auch immer, angetreten sind, eine andere Türkei zu schaffen.

Was heute als westlich und untürkisch verdammt wird, ist der gescheiterte Versuch, weg von den Hinterlassenschaften des auf Raub gegründeten osmanischen Im­periums hin zu einem Land zu kommen, in dem die Gleichheit vor dem Gesetz nicht nur in der Verfassung steht und die elende persönliche Abhängigkeit von Privile­gierten, dieses scheinbar unausrottbare Geflecht der Beziehungen, endlich abgeschafft wird. Der charismatische Führer stiftet die persönliche Abhängigkeit von der Macht als umfassendes Prinzip neu, nimmt ihr den Geruch des Illegalen und Herabwürdigenden, indem er als dysfunktional, schwach und schutzlos vorführt, was die Voraussetzung für ein erträglicheres Leben wäre: Das Recht als Möglichkeit, auch für Arme und Einflusslose, gegen rechtswidrige Übergriffe von Reichen und Mäch­tigen vorzugehen, als Schutz des Einzelnen gegen die Zumutungen einer moralischen Ordnung, die der Mehrheitsmob durchzusetzen angetreten ist.

Dass Erdogans Türkei nicht auf den klassischen orientalischen Raum eingrenzbar ist, vielmehr der Radaubruder aus Ankara gerade bei denen in Europa, die Auslän­der grundsätzlich nicht mögen, schon Vorbild ist, wird genauso Gegenstand des Vortrags sein wie die Kritik an europäischen Antirassisten, die türkisches Sonderbewusstsein tatkräftig dadurch fördern, dass sie islamische Moral als kulturellen Ausdruck des autochthonen Türkentums hochleben lassen und Erdogans schon vor vier Jahren ebenfalls in Köln geäußerter Sentenz, wonach Assimilation ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit sei, durchaus zustimmen.

Eine Veranstaltung des Arbeitskreises Gesellschaftskritik

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